Beschreibung

Im Hauptchor der St. Jacobi-Kirche, einer der fünf Hamburger Hauptkirchen, befinden sich vier hohe Chorfenster von Charles Crodel (1957). Sie thematisieren das Leben Christi von der Verkündigung durch den Engel über die Kreuzigung und Auferstehung bis zur Darstellung des Weltenrichters und verweisen dabei auf die christlichen Feste Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten. Die Darstellung erstreckt sich jeweils über mehrere Bildfelder der vier Fenster mit runden Medaillons in der Mitte und oben abschließenden Rosetten. Die Farben der reich illustrierten Szenen sind kräftig und kontrastreich, während die Figuren farblos bis dezent farbig gestaltet sind und sich so deutlich vom Hintergrund abheben.

Im südlichen Nebenchor, der „Taufkapelle“ von St. Jacobi, befinden sich zwei weitere Fenster von Charles Crodel (1961, eingesetzt: 1963) mit den Themen der »Taufe Christi« und »Christus segnet die Kinder«. Die Fenster sind schmaler und farblich zurückhaltender als die vier großen Chorfenster.

Werkstatt: Mayer’sche Hofkunstanstalt, München


Künstler/in

Charles Crodel
* 16.09.1894 in Marseille, Frankreich – † 28.11.1973 in München

Carl Fritz David „Charles“ Crodel wurde am 16. September 1894 in Marseille geboren. 1914 begann er ein Studium bei Richard Riemerschmid an der Kunstgewerbeschule in München, wo er bereits erste Glasmalereien und Glasmosaiken schuf. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er an der Universität Jena Klassische Archäologie sowie Kunstgeschichte. 1920-28 war er Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins. 1921 erwarb er den Gesellenbrief im Lithographen- und Druckereihandwerk bei der Handwerkskammer Weimar. Nach einem Parisaufenthalt 1926 mit Gerhard Marcks und dem Besuch der Académie de la Grande Chaumière wurde er Anfang 1927 als Lehrer für Malerei und Graphik an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein berufen. 1930 erhielt er den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg. 1931 erhielt er den Villa-Romana-Preis in Florenz. 1933 wurde er aus dem Lehramt und als Werkstättenleiter entlassen, es folgten die Entfernung und Zerstörung vieler seiner Werke. 1945 wurde er an die Hochschule für angewandte Kunst in Dresden berufen und lehrte bis 1951 erneut an der Burg Giebichenstein. 1951-63 lehrte er an die Akademie der Bildenden Künste München. Dort wurde er Mitglied des Deutschen Werkbundes und des Deutschen Künstlerbundes. 1958–65 hatte er zudem Gastprofessuren in den USA. Zuletzt unterrichtete er noch bis zu seinem Tode an der Münchener Kunstfachschule für Bühne und Mode. Er schuf zahlreiche Altäre, Glasmalereien, Wandmalereien und Keramiken in vielen Orten Deutschlands. Seine Bildfenster und baubezogene Keramiken für mehr als 150 Kirchen werden zu bedeutendsten Bildschöpfungen der Moderne in Deutschland gezählt. Charles Crodel starb am 28. November 1973 in München.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia Kunst@SH

Literatur: AKL, Band 22, 1999. Maike Bruhns, Crodel, Charles (Carl), in: Der neue Rump. Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Neumünster 2013.


Die Kirche

Hauptkirche St. Jacobi
Jakobikirchhof 22, 20095 Hamburg-Altstadt (HH)

St. Jacobi wurde erstmalig 1255 als einschiffiges Gotteshaus dokumentiert, im 14. Jahrhundert entstand ein Neubau als dreischiffige Backsteinhallenkirche. Der Anbau des Südschiffs folgte im 15. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche zerstört, der Wiederaufbau durch die Architekten Bernhard Hopp & Rudolf Jäger wurde bis 1962 abgeschlossen. Zu dieser Zeit entstanden auch die Fenster im Chor und im Nebenchor.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Nordkirche     Kirchenkreis Hamburg-Ost     Hamburg-Altstadt, Hauptkirche St. Jacobi    


Routenplaner: 53.55037, 10.00069


Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2020