Beschreibung
Mit der Gestaltung der Fenster für die Kirche St. Jakobus in Lurup wurde Joachim Klos beauftragt, der zunächst einen stark farbigen, figürlichen Entwurf entwickelte, welcher jedoch nicht realisiert wurde. Nachdem auch der zweite Vorschlag abgelehnt wurde, verzichtete der Künstler in seinem dritten Entwurf vollständig auf den Einsatz von Farbe und auf jede Gegenständlichkeit. Die drei schmalen und hohen Fenster (ca. 135 x 975 cm, ca. 149 x 1100 cm, ca. 225 x 800 cm) schmiegen sich in kleine Nischen, sodass je nach Standort ein Teil der Sicht verdeckt ist.
Die Fenster präsentieren grafische Zeichungen in Schwarz- und Grautönen auf farblosem Glas. Den Hintergrund bildet ein waagerechtes Linienmuster, vor dem sich von oben herab ein senkrechter Streifen ausbreitet, der an eine Schriftrolle erinnert. Nach unten hin bricht die Gestaltung stärker auf und zeigt auf den drei Fenstern unterschiedliche Formen und Elemente. Auf dem linken Fenster sind fünf rechteckige Flächen mit variierenden Linienmustern zu sehen, im mittleren eine gebrochene Kreisform, im rechten zwei sich vereinigende, nach oben strebende Linienbündel. Zur möglichen Deutung ist nichts überliefert, doch erinnert das linke Fenster an eine stark abstrahierte Darstellung des Kreuzwegs, die der Künstler als Abfolge von Linien entwickelte. Eine mögliche Interpretation könnte daher sein, dass das linke Fenster die Passion Christi darstellt, das mittlere die Kreuzigung (mit der aufgebrochenen, verwundeten Kreisform) sowie das rechte Fenster die Auferstehung.
Werkstatt: Wilhelm Derix, Düsseldorf-Kaiserswerth
Künstler/in
Joachim Edgar Klos* 16.11.1931 in Weida/Thüringen – † 15.03.2007 in Nettetal
Joachim Edgar Klos wurde am 16. November 1931 in Weida, Thüringen geboren. 1947 lernte er an der damaligen Staatlichen Industrieschule Sonneberg. 1949-51 studierte er an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar bei Professor Martin Domke. Dort arbeitete er u.a. an Wettbewerbsentwürfen Domkes für Glasfenster des Kölner Doms mit. Seine künstlerische Ausrichtung stand im Widerspruch zur den Zielen der DDR, weshalb er 1951 über West-Berlin an den Niederrhein floh. 1952-57 studierte er an der Werkkunstschule Krefeld, der jetzigen Hochschule Niederrhein bei Gustav Fünders in der Abteilung Glasmalerei und Mosaik. In dieser Zeit gab es erste Ausstellungen sowie Aufträge für Glasfenster. 1959 gewann er den Wettbewerb um das beste Glasbild des Jahres neben dem bereits etablierten Georg Meistermann. Ab den 1960er Jahren erhielt er zahlreiche Aufträge für Kirchengestaltungen vor allem am Niederrhein und im Münsterland. Insgesamt schuf er Arbeiten für über 180 Sakral-, Profan- und Privatbauten. 1967 bezog er sein Atelierhaus in Nettetal-Schaag. Von 1974 bis 1983 arbeitete er als Kunstlehrer am Werner-Jaeger-Gymnasium Nettetal. Ab 1981 war er als Gastdozent am West Glamorgan Institute of Higher Education, College of Art and Design in Swansea tätig. Er hatte zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Joachim Klos verstarb am 15. März 2007 in Nettetal.
Weitere Informationen (extern):Wikipedia Kunst@SH
Literatur: AKL, Band 80, 2014. Eva-Maria Willemsen, Joachim Klos (1931-2007) : Grafiker und Glasgestalter / Eva-Maria Willemsen/Waltraud Hagemann : Stiftung "Natur und Kultur" Kreis Viersen der Sparkasse Krefeld, Mönchengladbach : B. Kühlen Verlag, 2017.
Die Kirche
St. Jakobus
Jevenstedter Straße 111, 22547 Hamburg-Lurup (HH)
Die Kirche St. Jakobus in Lurup wurde 1969–71 nach Plänen der Architekten Walter Josef Maria Bunsmann und Paul Gerhard Scharf erbaut. Die wollten die traditionelle Ordnung des Kirchenraums mit einer Mittelgasse aufbrechen zugunsten einer gekurvten Umlagerung wie auf einem Marktplatz. Die Kirche hat einen unregelmäßigen Grundriss mit variierenden Deckenhöhen. Die raumhohen Fenster sind in kleinen Nischen angeordnet. Das Äußere und Innere der Kirche sind vom Werkstoff Beton geprägt.
Weitere Informationen (extern):Website
Erzbistum Hamburg Pfarrei Heilige Josefina Bakhita Hamburg-Lurup, St. Jakobus
Routenplaner: 53.59729, 9.87363
Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2020