Beschreibung
Das siebenbahnige, raumhohe Chorfenster, das den halbrunden Altarraum der Kirche St. Jürgen in Kiel abschließt, ist das zentrale Element des gesamten Kirchenraums. Unterschiedlich breite, rechteckige Gläser in den Farben zwischen Rot-, Gelb- und Blautönen sind so geordnet, dass der Eindruck eines strahlenden Himmels über lodernden Flammen entsteht. Symbolisch kann dies als aufleuchtende himmlische Herrlichkeit über der brennenden Kieler Innenstadt gedeutet werden, vielleicht auch als Verweis auf das Himmlische Jerusalem.
Auf der Empore gibt es ein Radfenster mit 24 Speichen, dessen Farbgestaltung an einen Diamant erinnert. In der Taufkapelle unter der Empore gibt es ein fünfbahniges Fenster. Die zehn Seitenfenster der Kirche erinnern mit kleinen Rundfenstern unter den Rechteckfenstern an Ausrufezeichen.
Werkstatt: August Wagner (Inhaber: Hans W. Wagner), Berlin
Künstler/in
August Wagner* 1866 – † 1952
August Wagner war der Gründer der Deutschen Glasmosaikanstalt Puhl & Wagner 1889 in Berlin-Rixdorf (heute Neukölln). Die bereits seit Beginn bestehenden Kontakte zu Kaiser Wilhelm II. verschafften ihm lukrative Aufträge für den Staat als auch weit darüber hinaus ins Ausland. Die 1914 zustande gekommene Fusion mit Gottfried Heinersdorff (1883–1941) war hauptsächlich darin begründet, dass sich durch die 1905 erfundene und patentierte Gold- und Silbermalten zusätzliche geschäftliche Optionen in der Kreation von Glasmalereiarbeiten ergaben. Der sich verschlechternden Geschäftslage nach dem 2. Weltkrieg setze die bis dahin florierende Gesellschaft die Gründung von Dependancen im USA sowie vermehrte Auftragsabschlüsse im Ausland entgegen. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung musste Gottfried Heinersdorff trotz großer Aufträge aus dem Umfeld der Nationalsozialisten aus der Firma ausscheiden und die Firma wurde nach dem Weltkrieg 1969 geschlossen.
Weitere Informationen (extern):Kunst@SH
Die Kirche
St. Jürgen-Kirche
Königsweg 78, 24114 Kiel-Südfriedhof (KI)
Die Kirche St. Jürgen in Kiel wurde 1954 als Nachfolger für die im Zweiten Weltkrieg zerstörte neoromanische Kirche von 1904 und frühere Vorgängerkirchen erbaut. Nach dem Krieg entschied man sich gegen einen unmittelbaren Wiederaufbau der Kirche am bisherigen Standort neben dem Hauptbahnhof. Stattdessen wurde ein neuer Standort einige hundert Meter entfernt am Königsweg ausgewählt. Die neue St. Jürgen-Kirche wurde 1954 durch den Architekten Ernst Mackh erbaut. In den Backsteinbau konnten einige Elemente aus der alten Kirche integriert werden. Prägend für den Neubau ist das siebenbahnige, vielfarbige Apsisfenster.
Weitere Informationen (extern):Website
Nordkirche Kirchenkreis Altholstein Friedensgemeinde Kiel Kiel-Südfriedhof, St. Jürgen-Kirche
Routenplaner: 54.31222, 10.12338
Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2019