Beschreibung

Nach dem ersten Weltkrieg wurde Erich Klahn mit einem Ehrenmal für die Gefallenen in Form eines Glasfensters beauftragt. Das Ehrenmal bestand aus drei Glasfenstern. Das mittlere war eine Pietà-Darstellung der trauernden Maria mit dem toten Sohn im Schoß. Die Fenster links und rechts trugen die Namen der Gefallen und in den Lünetten je eine Darstellung aus der Passionsgeschichte: links der Verrat des Judas, rechts das Würfeln der Kriegsknechte. Nachdem der Denkmalrat die geplante Farbgebung ablehnte, wurde sie auf Sepiabraun und Gold geändert. Diese Fenster wurden in den Gemeindesaal und später in die neue Kirche eingebaut.

Da sie in absichtlicher Beziehung zur damaligen Geschichtsauffassung standen und auch der Künstler wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus sehr kritisch betrachtet wird, ist heute von dem Ehrenmal nur noch ein Fragment im Vorraum der zur Gedenkstätte umgewandelten Kirche eingebaut, das den Kopf des Gekreuzigten und eine Zusammenfassung der Namenstafeln zeigt.


Künstler/in

Erich Klahn
* 16.05.1901 in Oldenburg – † 14.10.1978 in Celle

Erich Klahn wurde am 16. Mai 1901 in Oldenburg geboren und wuchs in Lübeck auf. 1916–19 besuchte er die private Kunstschule von Willibald Leo von Lütgendorff-Leinburg. 1917 begann er zusätzlich eine Glasmaler-Lehre in der Werkstatt von Carl Berkentien in Lübeck. Während dieser Zeit entstand das Lutherfenster in der Kirche von Klein Wesenberg. 1920–21 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in München bei Hermann Groeber und Hugo von Habermann, unterstützt durch ein Stipendium der Lübecker Freimaurerloge Zum Füllhorn. Seit 1921 war er auch politisch in der NSDAP engagiert. Zwischen 1924 und 1929 unternahm er mehrere längere Studienreisen nach Italien, Spanien und Belgien. 1927 machte er ein Zeichenlehrer-Examen an der Hamburger Kunstschule, arbeitete aber nie als solcher. 1929 begann eine Zusammenarbeit mit der Teppich-Werkstatt von Carlotta Brinckmann, für die er eine Fülle von Motive entwarf. Anfang der 1930er Jahre wandte er sich vermehrt Themen der zeitgenössischen Politik zu. Für sein enges Verhältnis zur nationalsozialistischen Ideologie wurde er später stark kritisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte er sich vorrangig religiösen Inhalten, Märchenwelt-Motiven und Stoffen der griechisch-römischen Mythologie zu. In den 1960er und 70er Jahren entstanden erneut im Klosterstich gefertigte Teppiche für staatliche Institutionen und Banken. Erich Klahn starb am 14. Oktober 1978 in Celle.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Literatur: AKL, Band 80, 2014.


Die Kirche

Lutherkirche
Moislinger Allee 96, 23558 Lübeck-St. Lorenz Süd (HL)

Die Lutherkirche in Lübeck wurde 1936–37 nach einem Entwurf der Lübecker Architekten Willy Glogner und Paul Vermehren als Nachfolger für eine abgerissene Kirche errichtet. 2014 wurde sie zur Gedenkstätte umgebaut. Der Altarbereich wurde im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs neu gestaltet.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Nordkirche     Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg     Kirchengemeinde Luther-Melanchthon zu Lübeck     Lübeck-St. Lorenz Süd, Lutherkirche    


Routenplaner: 53.85437, 10.66404


Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2020