Beschreibung

Bei Betreten der Thomaskirche in Schulensee fällt der Blick als erstes auf sieben große Rundfenster von Siegfried Assmann, die sich wie ein Band an zwei Wänden der Kirche entlangziehen und der wechselnden Raumhöhe folgen. Zu sehen ist eine stilisierte Darstellung der sieben Schöpfungstage. Beginnend links über der Orgelempore mit dem ersten Tag und der Erschaffung des Lichts, schließt sich rechts daneben und ein wenig tiefer der zweite Tag mit der Trennung von Meer und Land an. Am tiefsten Punkt des Raumes und am Beginn der zweiten Wand sind Tag und Nacht zu sehen. Nun steigt die Reihe kontinuierlich bis zum siebten Rundfenster und zum Segen Gottes an. Ein weiteres Rundfenster abseits dieser Reihe befindet sich in der Sakristei und stellt den auferstandenen Christus vor dem zweifelnden Jünger Thomas dar.

Rechts vom Altar und dem Kruzifix erstreckt sich über die gesamte Höhe des Altarraumes ein schmales Fenster, welches seitlich zur Gemeinde ausgerichtet ist. Der Heilige Geist schwebt in Form einer Taube über der Gemeinde, im dynamischen Flug bereit, den Raum zu erfüllen. Strahlen breiten sich von der Taube in alle Richtungen aus und treffen auch auf die in der Bildmitte erkennbare Gruppe der zwölf Jünger. Die Bildsprache ist reduziert und abstrahiert, doch leicht zu entschlüsseln. Die zurückhaltende Farbigkeit wird durch einige kräftige Farbakzente gebrochen.

Auch das Kruzifix über dem Altar ist von Siegfried Assmann geschaffen worden. Die Christusgestalt trägt weder Dornenkronen noch andere Zeichen des Leidens. Vielmehr hat er den Tod schon überwunden und kommt der Gemeinde segnend vom Kreuz her entgegen.


Künstler/in

Siegfried Assmann
* 01.02.1925 in Kirchplatz, Provinz Posen – † 07.06.2021 in Hamburg

Siegfried Johann Assmann wurde am 1. Februar 1925 in Kirchplatz in der Provinz Posen geboren. Er studierte ab 1947 an der Landeskunstschule in Hamburg bei Theo Ortner (dessen Meisterklasse er später absolvierte), Willi Breest und Alfred Mahlau und begann seine künstlerische Karriere 1951. Schnell machte er sich einen Namen als Glasmaler für Kirchenfenster. Zusätzliche Aufträge zu kirchlichen Ausbauten u.a. auch mit Mahnmalen, Reliefs und Interieur ab den 1960er Jahren brachten ihn zur Bildhauerei. Dem Ehrenmal in Gudendorf/Dithmarschen folgten Mahnmale in Husum, Heide und Geesthacht sowie zahlreiche Bronzen für öffentliche und privat Bauten. Bei dem Bau seiner Segelyacht in GFK (glasfaser-verstärkter Kunststoff) kam ihm die Idee der Synthese aus Malerei und Bildhauerei. Ungewöhnliche, farbige Skulpturen entstanden in dem damals bewunderten neuen Material. In seiner Tätigkeit im Bereich der Plastik schuf er mehr als 1.000 Arbeiten mit figürlichen Mensch- oder Tier-Motiven sowie Arrangements von farbigen Kirchenfenstern in Schleswig-Holstein und Hamburg. Als ein Höhepunkt in seinem Werk gilt die umfangreiche Raumgestaltung im Kloster Nütschau. Siegfried Assmann lebte und arbeitete viele Jahre in Großhansdorf. Er starb am 7. Juni 2021 in Hamburg.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia Kunst@SH

Literatur: Hans Jürss, Siegfried Assmann 1951-1981, Hrsg. Daimler-Benz Aktiengesellschaft, Stuttgart, o. J. Allgemeines Künstler-Lexikon (AKL), Band 5, 1992. Joachim Wergin, Über den Bildhauer Siegfried Assmann, in: Jahrbuch für den Kreis Stormarn 2016, Großhansdorf 2015, Seiten 195-202. Maike Bruhns, Assmann, Siegfried J., in: Der neue Rump. Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Neumünster 2013. Joachim Wergin, Der Bildhauer Siegfried Assmann ist gestorben, in: Jahrbuch für den Kreis Stormarn 2022, Großhansdorf 2021, Seiten 203-204. Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke, Hamburgische Biografie : Personenlexikon, Band 8, Göttingen 2023.


Die Kirche

Thomaskirche Molfsee
Kirchenweg 20, 24113 Schulensee (RD)

Die Thomaskirche in Schulensee wurde 1958–59 durch den Architekten Otto Andersen in moderner Formensprache erbaut. 1960 war das Pastorat und 1963 das Gemeindehaus fertig. Die Kirche gilt als eines der gelungensten Beispiele modernen Sakralbaus und ist einem Schiff nachempfunden. Der Grundriss ist aus einem Rhombus entwickelt und der Bau besitzt fast keine rechten Winkel oder Waagerechten. Lediglich die hinterste Ecke des Gebäudes ist rechtwinklig ausgeführt. Beim Betreten der Kirche fällt der Blick nach einer 90°-Wendung zunächst auf die Reihe der Schöpfungsfenster und schließlich durch das Kirchenschiff in den Altarraum.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Nordkirche     Kirchenkreis Altholstein     Kirchengemeinde Schulensee     Schulensee, Thomaskirche Molfsee    


Routenplaner: 54.28541, 10.081


Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2019