Beschreibung
Für die Kapelle St. Petrus im Momme-Nissen-Haus auf Pellworm gestaltete Frans Griesenbrock vierzehn Buntglasfenster an den Seitenwänden und das große Altarbild. Sie erinnern an die verheerende Flut vom Oktober 1634, bei der an mehr als vierzig Stellen der Deich brach und sechstausend Menschen den Tod fanden. Die einst große Insel Alt-Nordstrand wurde zerrissen und viele Kirchen mussten aufgegeben werden. Sieben der Fenster sind den Patronen dieser ehemaligen Kirchen gewidmet. Die drei hohen Fenster links vom Altar zeigen die entsetzten Menschen am Morgen nach der Flut, während sie mit ihrem Hab und Gut im Wasser treiben. Ein viertes hohes Fenster in der gegenüber liegenden Ecke der Kapelle ist den vier Evangelisten in ihrer überlieferten Ikonographie (Löwe, Stier, Adler und Engel) gewidmet. Die sechs weiteren Fenster an der linken Seitenwand zeigen Maria mit Buch neben dem siebenarmigen Leuchter, daneben im „Holländerfenster“ den Deichgrafen Indervelden mit seiner Frau, den Oratorianerpater de Cort und den Wilhelmiterpater Indervelden. Es folgen zwei Fenster zur Flut mit einer stilsierten Karte der aufgegebenen Kirchspiele. Daran schließen sich die Patrone St. Laurentius, St. Jakobus der Jüngere und St. Pankatius an. Vier Fenster in der rechten Seitenwand zeigen den Apostel Andreas, die Madonna auf der Mondsichel, Christus als Richter und Erlöser sowie St. Ursula.
Auch das Altarbild zeigt Anspielungen auf die Sturmflut. In der Mitte ist Jesus mit dem sinkenden Petrus auf dem See zu sehen (Matthäus 14,24-33). Der Menschenfischer Petrus bekommt die Schlüssel des Himmelreichs übergeben. Links wird Jona vom Walfisch wieder ausgespien, während rechts die Taube darstellt ist, die das Ende der Sintflut ankündigt und auch das Symbol des Heiligen Geistes ist.
Die Fenster wurden in den Jahren 2010-11 durch Glaswerkstatt Bernhard Loers, Glückstadt restauriert.
Künstler/in
Frans Griesenbrock* 23.04.1916 in Bochum – † 12.03.2010 in Vaals, Niederlande
Frans Griesenbrock (deutscher Name: Franz Wilhelm Griesenbrock) wurde am 23. April 1916 in Bochum geboren. Nach einer Malerausbildung in den städtischen gewerblichen Berufsfachschulen in Bochum bei P. Henke sowie später dann in Essen, studierte er Kunst 1935–1939 in Maastricht und vertiefte seine Fertigkeiten beim Schweizer Bildhauer Pierre Blanc. Der Künstler und Sänger realisierte eine große Zahl von Gemälden mit christlichen Motiven für Kirchen und Gebäude in den Niederlanden und Deutschland so in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein, aber auch in New York und in San Marino (Italien). Nach einem Aufenthalt in Luxemburg setzte er nach dem 2. Weltkrieg seine Studien an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht fort, bevor er wiederum nach Vaals, Niederlande bei Aachen zog, wo er bis zu seinem Tode am 12. März 2010 lebte und arbeite. In dieser Zeit nahm er seinen holländischen Namen Frans Griesenbrock an.
Weitere Informationen (extern):Wikipedia Kunst@SH
Literatur: AKL, Band 62, 2009.
Die Kirche
St. Petrus-Kapelle
Momme-Nissen-Haus, Buphever Weg 1, 25849 Pellworm (NF)
Die Kapelle St. Petrus im Momme-Nissen-Haus auf Pellworm wurde 1978 errichtet. Hierfür konnte ein ehemaliger Bauernhof erworben und mit großzügigen Spenden zu einer kleinen Kapelle mit Gemeinderaum und Küsterwohnung umgebaut werden. Der Innenraum der Kapelle zeigt Glasmalereien mit Motiven aus den 1634 bei der großen Flut untergegangenen Kirchen und ein großes Altarbild von Franz Wilhelm Griesenbrock. Seit 2004 trägt ein Förderverein mit Spendengeldern die laufenden Kosten, wodurch sich die drohende Schließung verhindern ließ und notwendige Renoverierungen ermöglicht wurden. Das Haus ist benannt nach dem aus dem nordfriesischen Deezbüll stammenden Dominikanerpater Benedikt Momme Nissen (*1870, †1943).
Weitere Informationen (extern):Website
Erzbistum Hamburg Pfarrei St. Knud Nordfriesland Pellworm, St. Petrus-Kapelle
Routenplaner: 54.53615, 8.67516
Fotos: Kunst@SH / Jan Petersen, 2023