Beschreibung

Ein leuchtstarkes Rundbogenfenster an der Westwand des Ratzeburger Doms präsentiert Heinrich den Löwen (ca. 1130–1195), Herzog von Sachsen, und seine Gemahlin Prinzessin Mathilde. Die Figuren wurden vom Glasmaler Anton Gangloff gestaltet, die dekorativen Elemente von seinem Kollegen Josef Schmid. Heinrich der Löwe ließ ab 1165 den Ratzeburger Dom erbauen und legte damit den Grundstein der heutigen Kreisstadt im Herzogtum Lauenburg. Der Bau des Doms wurde um 1220 vollendet. Das Kunstglasfenster entstand Ende des 19. Jahrhunderts.

Ebenfalls an der Westseite des Doms befindet sich ein Rundbogenfenster, das den Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz (1819–1904) und seine Gemahlin Prinzessin Augusta Karoline (1822–1916) darstellt. Friedrich Wilhelm hatte das Amt des Großherzogs von 1860 bis zu seinem Tode 1904 inne. Das Fenster entstand rund zehn Jahre vor seinem Tod und zeigt den älteren Herrscher und seine Gemahlin neben der Fassade des Doms.

Auf der Orgelempore des Ratzeburger Doms ist eine große, farblose Fensterrosette installiert. Dicke Glasbrocken bilden einen großen Kreis, der von acht kleinen Kreisen umgeben wird. Das Werk ist auf Fernsicht gestaltet und präsentiert ein funkelndes Ornament aus größeren und kleineren Glassteinen, die dunkel eingefasst sind.

Künstler: Anton Gangloff ( zuständig für die Figuren) und Josef Schmid (zuständig für die dekorativen Elemente in den Fenstern), beide Mitarbeiter der Tiroler Anstalt, Innsbruck, Österreich

Werkstatt: Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt, Innsbruck, Österreich


Künstler/in

Anton Gangloff
* 19.01.1855 in Tirol – † 14.07.1907 in Innsbruck

Anton Gangloff wurde am 19. Januar 1855 in Tirol geboren. Von 1883 bis 1907 war er als Maler und Zeichner in Innsbruck tätig und war u.a. an der Realisierung der folgenden Glas-Fenster-Objekte in Österreich, Tschechien und Deutschland beteiligt: Dekanatskirche in Karlsbad (1883/89); Pfarrkirche in Prerau (1887); Münster in Konstanz (1887); St. Nikolaus in Innsbruck (1888); Pfarrkirche in Sterzing (1889); Schlosskirche in Schwerin (1907). Die Arbeiten in der St. Paulskirche in Aachen (1890/91) und im Ratzeburger Dom (1895) fertigte er zusammen mit dem österreichischen Architekten Josef Schmid. Anton Gangloff starb am 14. Juli 1907 in Innsbruck.

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Josef Schmid
* 03.08.1842 in Bozen, Südtirol – † 23.02.1914 in Innsbruck

Josef Schmid wurde am 3. August 1842 in Bozen, Südtirol geboren. Nach handwerklicher Lehre in der Werkstatt seines Vaters studierte er 1864-1866 an der Akademie für Bildende Künstler in München. Im Rahmen seiner vielen Reisen durch Italien, Frankreich und Deutschland war er u.a. 1869/1870 Schüler der Bauhütte des Kölner Doms. 1874 kam er dann nach Innsbruck, wo er von 1875-1896 als Architekturzeichner für die „Tiroler Glasmalerei Anstalt“ bei der Erstellung von Kirchenfenstern und später als Selbstständiger im Umfeld Kirchenarchitektur und Altarbauten arbeitete. Hierbei war er u.a. bei der Realisierung zu folgenden Objekten in Österreich, Schweden U.S.A. sowie auch in Deutschland beteiligt: Laskau (Thüringen,1884); Gertrudiskirche (1884) und Harvestehuder Kirche in Hamburg; Borken, Pfarrkirche (1886): Marienkirche in Rostock. Die Arbeiten in Aachen, St. Paulskirche (1890) sowie dem Ratzeburger Dom (1895) fertigte er zusammen mit dem österreichischen Maler und Zeichner Anton Gangloff. Josef Schmidt starb am 23. Februar 1914 in Innsbruck.

Weitere Informationen (extern):Kunst@SH


Die Kirche

Ratzeburger Dom
Domhof 35, 23909 Ratzeburg (RZ)

Der Ratzeburger Dom (auch Dom St. Marien genannt) wurde in den Jahren von 1154 bis 1220 als eine dreischiffige romanische Basilika erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden der Kreuzgang und das Kapitelhaus der Prämonstratenser-Chorherren angebaut, 1380 die sogenannte „Lauenburger Kapelle“. Einige Elemente des ursprünglich romanischen Baus wurden während der Gotik entsprechend angepasst. 1876–81 erfolgte eine umfassende Restaurierung des Doms unter Leitung von Georg Daniel. Nach einem Blitzeinschlag fanden 1893–99 Restaurierungen durch Georg Daniel und Friedrich Wilhelm J. Rickmann statt. Bei den letzten größeren Restaurierungen (1953–1966) wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Heute ist der mittelalterliche Dom eines der ältesten Kirchengebäude im Land Schleswig-Holstein. Die Gesamtanlage mit Dom, Kreuzgang und Klosterbauten ist eines der am vollständigsten erhaltenen Ensembles der Spätromanik in Europa.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Nordkirche     Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg     Domkirchengemeinde zu Ratzeburg     Ratzeburg, Ratzeburger Dom    


Routenplaner: 53.70391, 10.7749


Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2020