Beschreibung

Im Turmraum der Handewitter Kirche befinden sich zwei Fenster von Charles Crodel: ein neunfach geteiltes Fenster auf der Westseite und ein kleineres Fenster an der Südwand. Die Fenster sind erzählerisch gestaltet und verweisen auf Themen der Bibel, bleiben jedoch offen für freie Assoziationen. Die Fenster zeigen eine harmonisch ausbalancierte Farbgestaltung in leicht gedämpften Farbtönen mit starker Binnenzeichnung.

Das Westfenster besteht aus drei mal drei quadratischen Bildfeldern, die in chronologischer Abfolge das Leben Jesu darstellen. Die drei unteren Bildfelder zeigen die Ankündigung der Geburt, die Geburt im Stall und die Flucht nach Ägypten, die drei mittleren Bildfelder die Gefangennahme Kreuzigung und Grablegung Jesu und schließlich die drei oberen Bildfelder die Frauen am leeren Grab, die Auferstehung und die Emmausjünger.

Das Südfenster verbindet die Geschichte von Adam und Eva aus dem Alten Testament im unteren Bereich mit der Darstellung des lehrenden Jesus aus dem Neuen Testament, möglicherweise die Bergpredigt. Somit verweist das Fenster auf den Sündenfall und die Verheißung der Erlösung durch Jesus Christus gleichermaßen.


Künstler/in

Charles Crodel
* 16.09.1894 in Marseille, Frankreich – † 28.11.1973 in München

Carl Fritz David „Charles“ Crodel wurde am 16. September 1894 in Marseille geboren. 1914 begann er ein Studium bei Richard Riemerschmid an der Kunstgewerbeschule in München, wo er bereits erste Glasmalereien und Glasmosaiken schuf. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er an der Universität Jena Klassische Archäologie sowie Kunstgeschichte. 1920-28 war er Vorstandsmitglied des Jenaer Kunstvereins. 1921 erwarb er den Gesellenbrief im Lithographen- und Druckereihandwerk bei der Handwerkskammer Weimar. Nach einem Parisaufenthalt 1926 mit Gerhard Marcks und dem Besuch der Académie de la Grande Chaumière wurde er Anfang 1927 als Lehrer für Malerei und Graphik an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein berufen. 1930 erhielt er den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg. 1931 erhielt er den Villa-Romana-Preis in Florenz. 1933 wurde er aus dem Lehramt und als Werkstättenleiter entlassen, es folgten die Entfernung und Zerstörung vieler seiner Werke. 1945 wurde er an die Hochschule für angewandte Kunst in Dresden berufen und lehrte bis 1951 erneut an der Burg Giebichenstein. 1951-63 lehrte er an die Akademie der Bildenden Künste München. Dort wurde er Mitglied des Deutschen Werkbundes und des Deutschen Künstlerbundes. 1958–65 hatte er zudem Gastprofessuren in den USA. Zuletzt unterrichtete er noch bis zu seinem Tode an der Münchener Kunstfachschule für Bühne und Mode. Er schuf zahlreiche Altäre, Glasmalereien, Wandmalereien und Keramiken in vielen Orten Deutschlands. Seine Bildfenster und baubezogene Keramiken für mehr als 150 Kirchen werden zu bedeutendsten Bildschöpfungen der Moderne in Deutschland gezählt. Charles Crodel starb am 28. November 1973 in München.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia Kunst@SH

Literatur: AKL, Band 22, 1999. Maike Bruhns, Crodel, Charles (Carl), in: Der neue Rump. Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Neumünster 2013.


Die Kirche

Kirche zu Handewitt
Kirchberg, 24983 Handewitt (SL)

Die Kirche in Handewitter (auch: Handewitter Kirche) wurde 1983–84 im neugotischen Stil durch die Architekten Alexander Wilhelm Prale und Nielsen im neugotischen Stil auf den Grundmauern des Vorgängerbaus errichtet. 1964 wurde die Kirche vollständig renoviert. Der Eingang wurde auf die Nordseite des Turmes verlegt. Die Fenster des Chorraums sind aufwendig mit Glasmalerei gestaltet. Der Turmraum der Kirche ist seit 1965 mit zwei Fenstern von Charles Crodel ausgestattet.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Nordkirche     Kirchenkreis Schleswig-Flensburg     Kirchengemeinde Handewitt     Handewitt, Kirche zu Handewitt    


Routenplaner: 54.76154, 9.32299


Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2022