Beschreibung

Nachdem im 15. Jahrhundert in Lübeck die Pest viele Menschenopfer forderte, entstand 1463 in der Kirche zu St. Marien aus mittelniederdeutschen Reimversen und zugehörigen Bildern auf Leinwand der Totentanzfries als fortlaufende Bilderwand mit einer Länge von fast 30 Metern und einer Höhe von zwei Metern. 1701 wurde der stark beschädigte Totentanz durch eine Kopie ersetzt. Beim Luftangriff auf Lübeck 1942 wurde er vollständig zerstört.

Im Zuge des Wiederaufbaus der Kirche in der Mitte der 1950er Jahre erhielt der Grafiker Alfred Mahlau den Auftrag für zwei Bildfenster, die die Motive des historischen Totentanzes aufnehmen. Gemeinsam mit den Lübecker Glaswerkstätten Berkentien erstellet er die beiden rund 12 Meter hohen Darstellungen. Während das monumentale Vorbild die Geschichte in horizontaler Abfolge erzählte, staffelte Alfred Mahlau sie vertikal. Beide Fenster sind in sieben Ebenen mit jeweils drei Figuren unterteilt. Ungeachtet des Standes – egal ob Herrscher, Ritter oder niederes Volk – werden alle Personen vom Tod umgarnt. Ganz oben spielt der Tod auf der Flöte und legt damit das zentrale Motiv des Tanzes fest. Beide Fenster zeigen am unteren Rand das brennende Lübeck mit lodernden Flammen rings um die markanten Kirchtürme. Hiermit übertragen sie das historische, von der Pest geprägte Bild in das 20. Jahrhundert mit seiner eigenen Katastrophe.

Werkstatt: Lübecker Glaswerkstätten Berkentien, Lübeck


Künstler/in

Alfred Mahlau
* 21.06.1894 in Berlin – † 22.01.1967 in Hamburg

Alfred Mahlau wurde am 21. Juni 1894 in Berlin geboren. 1919 beendete er seine Ausbildung als Zeichenlehrer für Höhere Schulen und begann, als Künstler zu arbeiten. Er war mit großem Erfolg tätig als Werbe- und Gebrauchsgrafiker, Produktdesigner und später auch als Bühnenbildner. Als Maler und Zeichner beschäftigte er sich vielfach mit realistisch-idealisierten Landschaftsdarstellungen und hielt sich vom Einfluss moderner Kunstrichtungen eher fern. Im Dritten Reich wurde er in die „Gottbegnadetenliste“ aufgenommen. Nach Kriegende übernahm er 1946 die Leitung einer Freien Grafikklasse an der Hamburger Landeskunstschule und wurde 1955 zum Professor ernannt. Seine Hochschultätigkeit beendete er 1959. 1962 erhielt er den Edwin-Scharff-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg. Nach schwerer Krankheit starb Alfred Mahlau am 22. Januar 1967 in Hamburg.

Weitere Informationen (extern):Wikipedia Kunst@SH

Literatur: AKL, Band 86, 2015.


Die Kirche

St. Marien
Marienkirchhof 1, 23552 Lübeck-Innenstadt (HL)

Die Kirche St. Marien zu Lübeck (Lübecker Marienkirche) wurde zwischen 1265 und 1351 errichtet und gilt als Hauptwerk der Backsteingotik im Ostseeraum. Sie hat das höchste Backsteingewölbe der Welt. Der Bau der Marienkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Einsatzkapellen, Chorumgang und Kapellenkranz sowie querschiffartigen Vorhallen. Im Westen hat die Kirche eine monumentale 40 Meter breite Doppelturmfassade. Um 1310 wurde östlich an den Südturm die Briefkapelle angebaut, die als ein Meisterwerk der Hochgotik gilt. Insgesamt zählt die Marienkirche neun größere Seitenkapellen und weitere zehn kleinere. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. Der Wiederaufbau war 1959 weitgehend abgeschlossen. Alle Fenster wurden erneuert.

Weitere Informationen (extern):Website Wikipedia

Nordkirche     Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg     Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck     Lübeck-Innenstadt, St. Marien    


Routenplaner: 53.86776, 10.68501


Fotos: Jan Petersen / Kunst@SH, 2021

(Montage)